75-Jahre: Meilensteine eines weltweit tätigen Unternehmens

Die Geschichte des Unternehmens Georg Schlegel GmbH reicht nun 75 Jahre zurück. Was waren die Meilensteine für das Unternehmen, welche strategischen Entscheidungen wurden gefällt? Ein Abriss wichtiger Entwicklungsschritte.

DIE ANFÄNGE

Blick nach vorn
Noch während des 2. Weltkriegs hat Georg Schlegel aus Dürmentingen den Blick nach vorne gerichtet. Der Elektroingenieur hatte bereits 1925 eine Elektroinstallationsabteilung im Elektrizitätswerk seines Vaters gegründet. Mit dieser machte er sich am 1. April 1945 selbständig. Dies war der Startpunkt für das heutige Unternehmen Georg Schlegel GmbH & Co. KG.

Aller Anfang war schwer...
Es waren Mangeljahre direkt nach dem Krieg. Mit unterschiedlich­sten Arbeiten versuchte der findige Ingenieur seine kleine Firma mit drei Angestellten – 1946 war mit Manfred Krügel bereits der erste Lehrling eingestellt worden - über Wasser zu halten. Es wurden Elektroarbeiten erledigt, Schutzabdeckungen für Freileitungsanschlüsse gefertigt oder elektrische Steuer­ungen für Aufzüge produziert. Er konstruierte in den Nachkriegsjahren Dampf-Vulkanisierapparate, um löchrige Auto-, Motorrad- und Fahrradreifen zu reparieren. Der Bedarf war zunächst groß, doch mit der Währungsreform waren wieder neue Reifen verfügbar. Der Markt brach ein.

Erste Reihenklemme
Bereits 1947 präsentierte das kleine Unternehmen auf einer - von der französischen Besatzung veranstalteten - Gewerbeausstellung in Saulgau, eine erste Schlegel-Reihenklemme. Noch war die Zeit nicht reif, der Markt zu klein dafür. Doch das innovative System setzte sich mit den Jahren durch. Der Betrieb platzte bald aus allen Nähten. 1950 erfolgte der erste Umzug: Das Unternehmen kam in der ehemaligen Autowerkstatt des Bruders von Georg Schlegel unter, dessen Betrieb nach Riedlingen verlagert wurde. Im neuen Betriebsgebäude an der Riedlinger Straße in Dürmentingen war auch Platz für einen Elektroladen, in dem Waschmaschinen, Lampen und auch Küchengeräte verkauft wurden.

Patentstreit zwingt zur Neuausrichtung
Auch die AEG hat einen Anteil an der Erfolgsgeschichte unserer Firma, auch wenn dies nicht beabsichtigt war! Wie das? Die AEG griff 1952 die Konstruktion für die Schlegel-Reihenklemmen an. Vorsorglich wurde deshalb zu Beginn des Patentstreits, bei dem die AEG im Übrigen nicht Recht bekommen hat, ein weiteres Standbein bei Schlegel geschaffen: Die ersten Drucktaster wurden konstruiert – heute das Kerngeschäft unseres Unternehmens.

Wachstum...
Das Unternehmen wuchs. 1955 wurde das Betriebsgebäude in der Riedlinger Straße durch einen Anbau erweitert. Knapp 500 Quadratmeter standen somit für die 25 Mitarbeiter zur Verfügung. 1966 wurde ein vierstöckiger Neubau im gegenüberliegenden Kapellenweg eingeweiht. Die Betriebsfläche vergrößerte sich für 105 Mitarbeiter auf 800 Quadratmeter. 1970 folgte die nächste Erweiterung durch den fünfstöckigen Anbau. Die Betriebsfläche wuchs auf knapp 2000 Quadratmeter. Die Mitarbeiterzahl lag bei knapp 100, der Umsatz bei 2,5 Millionen Mark im Jahr.

INTERNATIONALISIERUNG UND EDV-EINZUG

Die nächste Generation steigt ein
1962 trat der älteste Sohn von Georg Schlegel, Eberhard Schlegel, ins Unternehmen ein. Er übernahm die Neukonstruktion der Befehlsgeräte und Reihenklemmen. Mit großem Erfolg.
1972 wurde Eberhard Schlegel Geschäftsführer. Auch seine Schwester Irmgard war Anfang der 70er-Jahre im Unternehmen in der Buchhaltung und als Chefsekretärin tätig, während sich Georg Schlegel ab 1975 immer stärker aus dem Geschäft zurückzog. 1983 verstarb der Firmengründer.

Internationalisierung
Um dem weltweiten Wettbewerb auch in Zeiten der Wirtschaftsrezession, Ölkrise und wachsenden Auflagen standhalten zu können, wurde der Vertrieb ausgebaut und internationaler ausgerichtet. Eberhard Schlegel war mit seiner Frau auf Messen rund um den Globus präsent und gewann Handelspartner. 1980 wurde eine Vertretung in Japan eingerichtet und in Wien eine Niederlassung gegründet; eine weitere folgte 1985 in Singapur. Diese wurde 1995 zu einer Tochtergesellschaft. Diese Internationalisierung des Vertriebs wurde auch in den Folgejahren und –jahrzehnten konsequent weiterverfolgt.

EDV hält Einzug
Ein Betrieb ohne Computer, ohne EDV und Internet ist heute kaum vorstellbar. Doch bis vor 40 Jahren geschah noch alles analog auf Papier. 1978 wurde der erste PC beschafft. 1981 wurde die professionelle Datenverarbeitung eingeführt, 1988 das erste computergestützte Zeichnungsprogramm im Betrieb genutzt. 1997 ging die erste Homepage des Unternehmens online.

Nachhaltiges Wachstum
Das Unternehmen wächst weiter, sodass 1982 der nächste Anbau nötig war, der eine zusätzliche Fläche von knapp 630 Quadratmetern brachte. 1988 dann ein erneuter Erweiterungsschritt. 1990 hatte das Unternehmen 136 Mitarbeiter – die Betriebsfläche lag nun bei 3500 Quadratmetern.

Schlegel-Produkte werden schön
Zur Erfolgsgeschichte trug eine Neuausrichtung im Jahre 1985 bei. Damals wurde das gesamte Befehlsgeräteprogramm neu konzipiert und erstmals von einem professionellen Designer gestaltet – von Prof. Horst Diener von der Ulmer Designschule (HfG - Hochschule für Gestaltung). Damit wurde die Grundlage gelegt für ein Schlegel-Alleinstellungsmerkmal am Markt: Der Fokus auf die Gestaltung seiner Produkte – Schlegel wurde seither mit über 90 Design-Preisen ausgezeichnet.

Übernahme von DUX
1989 – der historische Mauerfall. Viele ostdeutsche Unternehmen wurden danach von der Treuhand zum Kauf angeboten. Bei einem hat es für Schlegel gepasst. Der ostdeutsche Mitbewerber DUX in Leipzig wurde 1993 nach einigen Irrungen und Wirrungen übernommen. Es wurde viel investiert; mit zwölf Mitarbeitern wurde gestartet. 2013 wurde DUX in Schlegel umbenannt. Geschäftsführer ist bis heute Frank Podszuweit.

DYNAMIK UND VERSTETIGUNG

Familienunternehmen in der dritten Generation
Die nächste Generation übernimmt Verantwortung: Mit Christoph Schlegel und Wolfgang Weber traten 2005 zwei Enkel des Firmengründers ins Unternehmen ein. 2013 werden sie in die Geschäftsleitung berufen, die damit auf drei Personen erweitert wird.

Innovativ und flexibel
Schlegel behält auch im Wachstum die Vorteile eines mittelständischen Familienunternehmens bei: Die Firma bleibt flexibel und innovativ. 2004 präsentierte das Unternehmen als erster Hersteller in Europa AS-Interface-Befehlsgeräte mit integrierter Elektronik. Das Segment der Bussysteme wurde in den Folgejahren ausgebaut.
Der selbstüberwachende Not-Halt 2011/2012 oder der Aktiv/inaktiv-Not-Halt 2016/2017 waren weitere erfolgreiche Innovationen. Auch RFID-Systeme werden angeboten. Die Automatisierung im Unternehmen wird verstärkt.

Boomjahre und Neubau
Dem weiteren Wachstum wurde mit einem großen Neubau parallel zum bisherigen Betriebsgebäude Rechnung getragen. 2015 wurde er eingeweiht. Durch den Neubau verdoppelte sich die Betriebsfläche. In den Jahren 2017/2018 „explodierten" Umsatz und Mitarbeiterzahl. Innerhalb von zwei Jahren kamen 65 neue Mitarbeiter hinzu. Seither sind rund 250 Männer und Frauen bei Schlegel in Dürmentingen beschäftigt.

Verstetigung
Diese erfolgreiche Entwicklung durch neue Produkte oder Geschäftsfelder in einem wandelnden Markt zu verstetigen, die Prozesse im nun deutlich größeren Unternehmen anzupassen und gleichzeitig die Flexibilität zu wahren – das sind nun weitere Herausforderung­en und Zukunftsaufgaben für das Unternehmen.

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