Wie aus Mehrarbeit konkrete Hilfe für Flutopfer wird

Die von der Flutkatastrophe betroffenen Menschen im Ahrtal brauchen Hilfe. Immer noch. Mit einer Spendenaktion hat das Dürmentinger Unternehmen Georg Schlegel konkrete Hilfe geleistet. Für jede Überstunde, die im August im Unternehmen erbracht wurde, hat Schlegel fünf Euro gespendet. 8000 Euro sind dabei zusammengekommen, die nun offiziell an die Flutopferhilfe des DRK übergeben wurden. Und das Geld wird weiter dringend benötigt, wie die Verantwortlichen eindrücklich schilderten.

Blick ins zerstörte Kinderzimmer

Aus den Medien sind die Bilder der Katastrophe im Ahrtal zumeist verschwunden. Doch im Kopf von Peggy Schirmer-Schmid sind sie noch fest verankert. Bilder der Zerstörung! Die DRK-Kreisbereitschaftsleiterin des KV Biberach erzählt von kaputten Fußgängerbrücken und Fachwerkhäusern oder von einem Hotel, in dem sie vor sechs Jahren zu Gast war, von dem nichts mehr übrig war. Besonders im Kopf geblieben ist ihr ein zerstörtes Haus, das den Blick in ein Kinderzimmer frei gab. „Da hatte ich Gänsehaut", sagt die Ertingerin.

Haltung der Menschen beeindruckt

Was sie beeindruckt: die Haltung der Menschen im Ahrtal. „Die wollen kein Mitleid. Die haben Elan, die wollen wieder aufbauen", erzählt sie. Aber das geht nur mit der Hilfe von außen. Allein vom DRK waren zeitweise 3500 Helfer aus dem ganzen Bundesgebiet vor Ort. Aber natürlich waren auch viele Ehrenamtliche anderer Hilfsorganisationen im Ahrtal und anderen Katastrophengebieten tätig: THW, Johanniter, Malteser, ASB, Polizei, Feuerwehr, DRK... „Da hilft jeder jedem. Es geht um die Menschen da oben", sagt Peggy Schirmer-Schmid.

Die Art der Hilfe hat sich in den vergangenen Monaten geändert. Am Anfang stand die Menschenrettung im Vordergrund, wie Michael Mutschler, Geschäftsführer Rettungsdienst des Kreisverbands Biberach berichtet. Das hat sich bald gewandelt. Die Basisversorgung und der Ausbau der Infrastruktur rückten in den Fokus. Oft fehlte es am notwendigsten, denn auch das Stromnetz und die Wasserversorgung sind vielfach zusammengebrochen.

Eine halbe Million warme Mahlzeiten
Die Hilfe ist direkt und konkret. Vom Versorgungsplatz in Grafschaft wurden vom DRK täglich Essen für 10 000 Personen gekocht und an 55 Ausgabestellen in die zerstörten Orte ausgeliefert. 170 Menschen waren dort ehrenamtlich tätig, darunter auch zwei Feldköche und Küchenunterstützung des Kreisverbands Biberach. Rund eine halbe Million warme Mahlzeiten wurden zwischen 2. August und 10. September ausgegeben, dazu 215 000 Frühstück- und Abendessen.

Notstromaggregate von vielen DRK-Landesverbänden wurden an einem Sammelplatz bei Koblenz zusammengezogen und dann weiterverteilt. Damit konnte zum Beispiel die Stromversorgung für ein Pflegeheim mit 60 Bewohnern sichergestellt werden oder die Beleuchtung von mehr als 20 Standorten in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Auch 2,75 Millionen Liter Trinkwasser wurden unter wesentlicher Beteiligung des DRK an über 70 Ausgabestellen abgegeben, zudem Wasch- und Duschzentren errichtet. Eine Kläranlage für Abwasser wurde in Mayschoss im Ahrtal aufgebaut. Für diese Arbeit waren auch wochenweise Helferinnen und Helfer aus dem Kreisverband Biberach im Einsatz.

Peggy Schirmer-Schmid hat – wie auch ihr Mann - selbst mitangepackt. Waschmaschinen und Kühlschränke, die die Firma Bauknecht im großen Stil gespendet hat, wurden von ihr und anderen Ehrenamtlichen ins Ahrtal transportiert.

Hilfe zeigt Wirkung
Die Hilfe zeigt Wirkung, sagt die Kreisbereitschaftsleiterin. Brücken sind aufgebaut, die Straßen sind frei von Dreck und Schlamm, öffentliche Plätze sind wieder beleuchtet und die meisten Menschen haben auch Strom.

Doch es gibt noch immer viel zu tun. Dazu braucht es vor allem finanzielle Unterstützung – wie die der Firma Schlegel und seinen Mitarbeitern. „Ich sage stellvertretend für andere Danke", so der DRK-Geschäftsführer Michael Mutschler. Das sei gelebte Solidarität mit den Menschen der betroffenen Region.

"Gut investiertes Geld"

Das war auch das Ziel der Aktion, betonten die Geschäftsführer Wolfgang Weber und Christoph Schlegel – direkt und konkret den Flutopfern zu helfen. Das Besondere daran: Die Mitarbeiter konnten ihren Beitrag leisten, ohne sich finanziell selbst zu: Mit jeder Überstunde im August haben sie Gutes getan, weil das Unternehmen dafür fünf Euro spendete. 8000 Euro sind zusammengekommen und nun offiziell an das DRK übergeben. „Eine tolle Aktion", findet Peggy Schirmer-Schmid. Und eine Hilfe, die wirklich ankommt, wie Michael Mutschler betont: „Das ist sehr gut investiertes Geld."

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