Experteninterview: "Mit Design Alleinstellungsmerkmale schaffen"

Herr Ottenwälder, wie wichtig ist gutes Design von Produkten im B2B-Bereich generell und im Maschinenbau im Besonderen?

Es ist ganz einfach. Einer Produktionsanlage oder einer Spritzgussform ist es völlig egal, ob sie ein hässliches, ein schönes, ein unpraktisches oder ein praktisches Teil produziert. Die Kosten dafür sind dieselben. Wenn dieses Teil gut gestaltet ist, hat das Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil, weil eine Kundin oder ein Kunde im Fall der technologischen Vergleichbarkeit und bei gleichen Kosten stets das ansprechendere Design wählen wird, da es das höhere Gebrauchswertversprechen besitzt.
Diese Erkenntnis hat sich im B2B-Bereich und zunehmend vor allem im Maschinenbau durchgesetzt.

Ein weiteres, wichtiges Argument für Design bei industriellen Gütern ist die bessere Schutzfähigkeit vor allem im internationalen Geschäft. Ein Patent ist oft einfacher vom Wettbewerb zu umgehen als ein Designschutz. Dazu kommt ein hoher Wiedererkennungswert von Produkt und Marke sowie eine eindeutige Differenzierung zum Wettbewerb.

Was macht gutes Design aus?

Hierzu möchte ich gerne den berühmten Kollegen Dieter Rams zitieren, der mit seinem Design für die Firma Braun die Entwicklung des modernen Industriedesigns in Deutschland und auch international maßgeblich geprägt hat. Seine „Zehn Thesen für gutes Design", die er in den 1970er Jahren aufgestellt hat, haben unverändert Gültigkeit und sind auch bei OundO immer schon Grundlage unserer Designphilosophie:

Gutes Design ist innovativ.
Gutes Design macht ein Produkt brauchbar.
Gutes Design ist ästhetisches Design.
Gutes Design macht ein Produkt verständlich.
Gutes Design ist ehrlich.
Gutes Design ist unaufdringlich.
Gutes Design ist langlebig.
Gutes Design ist konsequent bis ins letzte Detail.
Gutes Design ist umweltfreundlich.
Gutes Design ist so wenig Design wie möglich.

Die Wertschätzung von Produktdesign hat sich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten deutlich verändert. Können Sie in kurzen Worten die Entwicklung beschrieben?

Das Bauhaus in Weimar, das 1919 von Walter Gropius gegründet wurde, legte den Grundstein für eine moderne Auffassung von Gestaltung, da es Kunst und Handwerk zusammenführte. An der Hochschule für Gestaltung in Ulm wurde diese Tradition in den 50er Jahren weiter geführt auf eine gesellschaftlich demokratische Ebene. Seitdem stehen industrielle Produkte stärker im Focus von Materialgerechtigkeit, Klarheit der Form sowie einfacher Bedienbarkeit. Mit Design werden Alleinstellungsmerkmale geschaffen und dadurch ist eine stärkere Differenzierung zu Marktbegleitern möglich. Design wurde zum ausschlaggebenden Kaufargument, da die technologische Unterscheidbarkeit für die Verbraucherinnen und Verbraucher immer schwieriger wurde. Im Zeitalter der globalen Lieferketten wird durch Design vor allem die Effizienz und die Produktivität von Produkten gesteigert.

Design und SCHLEGEL – eine Einschätzung?

SCHLEGEL gehört aufgrund seiner Produktgestaltung in Designkreisen zu den herausragenden Lieferanten für Befehlsgeräte. Die Produkte sind so gestaltet, dass sie letztendlich in jedes moderne Designkonzept für Industriemaschinen und Anlagen harmonisch integrierbar sind. Die Designlinie von Schlegel wurde durch den Designer Horst Diener, einen Absolventen der HfG Ulm, schon frühzeitig im Sinne der „Zehn Thesen für gutes Design" definiert. Typisch hierfür ist neben der formalen Gestaltung auch die Modularität, die den Kunden von Schlegel maximale Flexibilität bietet. Die große Anzahl der Designauszeichnungen zeugt von der hohen Designqualität der Produkte, was auch im Fall unserer gemeinsamen Projekte bestätigt wurde.

 

Zur Person: Max Ottenwälder

Der Gestalter und Designberater Max Ottenwälder ist für renommierte Unternehmen in unterschiedlichsten Branchen und Produktbereichen tätig und wurde vielfach mit internationalen Design- und Innovationspreisen ausgezeichnet. Auch gemeinsame Projekte mit GEORG SCHLEGEL wurden mit Designpreisen bedacht. Seit 1980 ist er selbstständig, 1990 gründete er gemeinsam mit Petra Kurz-Ottenwälder die Designagentur Ottenwälder und Ottenwälder in Schwäbisch Gmünd. Max Ottenwälder verfasst Aufsätze zu Designphilosophie und Produktsemantik in Büchern und Fachzeitschriften und hält Vorträge und Seminare an Hochschulen, auf Messen sowie an privaten Institutionen. Er war mehrfach Jurymitglied im Red Dot Design Award.

 

Foto: Max Ottenwälder. Bildrechte: OuO

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