75 Jahre Schlegel: Unternehmertum in die Wiege gelegt

Am 26. April 1905 – exakt vor 115 Jahren - ist Georg Schlegel, Firmengründer der heutigen Georg Schlegel GmbH & Co. KG, geboren worden. Georg Schlegel wurde das Unternehmertum in die Wiege gelegt. Schon Großeltern und Eltern waren umtriebig und tatkräftig. Auch mehrere Brüder und Schwestern von ihm haben eigene Firmen gegründet. Das von ihm gegründete Unternehmen feiert dieses Jahr sein 75-jähriges Bestehen.

Schon die Großeltern von Georg Schlegel waren auf vielen Feldern aktiv. Geboren wurde seine Mutter Maria Marquart in Ahlen im Gasthaus „Sonne". Die Familie blieb dort allerdings nur kurze Zeit, denn ihrem Vater war das Anwesen zu klein. Also kauften er und seine Frau Maria das freigewordene Gasthaus Rößle in Aderzhofen, das in Konkurs gegangen war. Dort betrieb die Familie Landwirtschaft, die Gaststätte und auch eine Zimmerei. Die Gebäude in Aderzhofen wurden in zwei Stufen abgebrochen und wieder aufgebaut. Das Ehepaar bekam sieben Kinder – alles Mädchen. Dementsprechend musste oder durfte Maria als älteste Tochter auch bei technischen „Männerarbeiten" ihrem Vater zur Hand gehen – eine Arbeit, die sie gerne tat.

Traum: Eine eigene Säge

Die Gebäude waren neu, die Landwirtschaft funktionierte und die Gaststätte lief – und doch war Gustav Marquart nicht zufrieden. Eine eigene Säge war der Traum des Zimmermanns. Die Möglichkeit sich diesen Traum zu erfüllen, bot sich ihm in Dürmentingen. Dort war die Diebold'sche Mühle, ebenfalls in Konkurs, zum Verkauf ausgeschrieben. Er tauschte daraufhin 1895 das ganze neue Anwesen in Aderzhofen gegen eine heruntergewirtschaftete, reparaturbedürftige Mühle und Säge mit Gebäuden und elf Morgen Land. Vor dem Paar stand wieder viel Arbeit. Die Gebäude mussten saniert, Säge und Mühlenbetrieb zum Laufen gebracht werden. Mit großem Fleiß, durch viel Arbeit und viel Engagement gelang dies der Familie Marquart trotz vieler Rückschläge. Fünf Jahre später hatten sich die Geschäfte stabilisiert.

Hochzeit in Dürmentingen

Am 8. Mai 1900 heiratete Maria Marquart den sieben Jahre älteren Max Schlegel aus Dürmentingen, der aus einer Bauern- und Zimmererfamilie stammte. Schlegel arbeitete sich in die Mühle und die Säge ein, denn bald schon sollten er und seine Frau das Geschäft übernehmen. Der umtriebige Gustav Marquart hatte schon die nächsten Pläne geschmiedet: Er wollte in Riedlingen am Bahnhof ein Sägewerk bauen. Also verkaufte er das Dürmentinger Anwesen an seine Tochter und ihren Mann.

Mit gerade mal 21 Jahren musste Maria Schlegel damit den Betrieb mit Mägden, Knechten, Sägern managen und versorgen. Vom ersten Tag an saßen acht Personen mit am Tisch. Und Max Schlegel musste sich innerhalb kürzester Zeit in die Materie einarbeiten und den Betrieb weiter modernisieren. Im Laufe der Jahre hat sich das Gesicht von Mühle und Säge durch viele Umbauten komplett verändert, und es wurden zum Beispiel auch die Wasserräder durch Turbinen ersetzt.

Eigenes Elektrizitätswerk

Max Schlegel machte sich schon frühzeitig Gedanken über den Fortgang des Betriebs. So kam er zur Erkenntnis, dass die Zukunft in der Versorgung des Dorfes mit elektrischem Strom liegt und er gründete bereits 1910 in Dürmentingen ein Elektrizitätswerk. Das gab es damals nur in größeren Städten wie Riedlingen, Biberach oder Munderkingen. Das Interesse der Dürmentinger Bürger war da, aber auch die Skepsis – das heißt: Das Geschäft lief zäh. In den ersten zwei Jahren gab es nur 31 Abnehmer. Erst 1914, als Erdöl knapp war, schossen die Anmeldezahlen nach oben. 1921 hat er zudem das Schloss Heudorf an das Stromnetz angeschlossen, nachdem die Oberschwäbischen Elektritzitätswerke (OEW) aus Biberach dies nicht übernehmen wollte. In diesem Zug hat er auch gleich Heudorf und auch Burgau mit angeschlossen. Mit der Realisierung des Elektrizitätswerks wurde Schlegel zu einem der Wegbereiter der Industrialisierung in Dürmentingen.

Landwirtschaft, Mühle, Sägewerk und Elektrizitätswerk dazu Ferkelzucht – die Familie Schlegel hatte sich im Laufe der Jahre mehrere Standbeine geschaffen. Die Arbeit ging nie aus. Dazu wuchs die Familie stetig an, fast jährlich gebar Maria Schlegel ein Kind. Georg Schlegel, der am 26. April 1905 auf die Welt kam, hatte insgesamt 14 Brüder und Schwestern. Er war das 5. Kind.

Keimzelle der Firma

Wie weitere seiner Brüder und Schwestern war Georg Schlegel technisch interessiert und versiert. Er absolvierte zunächst eine Lehre als Elektroinstallateur. Doch schon zwischen abgeschlossener Lehrzeit und der Aufnahme seines Elektro-Ingenieur-Studiums gründete er 1924 - mit 19 Jahren - im elterlichen Elektrizitätswerk eine Abteilung für Elektroinstallation. Diese war die Keimzelle seiner eigenen Firma.

Nach seinem Studium arbeitete er in Köln in der Klöckner KG, wurde zur Wehrmacht eingezogen und an der Ostfront eingesetzt, ehe er aufgrund einer Patentanmeldung als „Erfinder" wieder heimgeholt und in der Forschungsgesellschaft Zerpanung in Ebingen eingesetzt wurde. Am 1. April 1945, noch vor Ende des 2. Weltkriegs, übernahm er offiziell durch Eintrag in das Handelsregister die Werkstatt für Elektro-Installation aus dem Betrieb seines Vaters und gründete damit seine eigene Firma. 75 Jahre später hat dieses Unternehmen rund 280 Mitarbeiter und ist weltweit aktiv.

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