Nachhaltigkeit als Mentalitätsfrage

Nachhaltigkeit und Automatisierung – wie geht das zusammen? Welche Bemühungen um mehr Nachhaltigkeit gibt es in der Branche? Und wo sind Grenzen – ökonomisch und technisch? Diese Fragen wurden in einer Online-Podiumsdiskussion im Rahmen der virtuellen Messe „Win>days" (Wiley Industry Days) beleuchtet. Mit auf dem Podium war Christoph Schlegel, Geschäftsführer des Befehlsgerätespezialisten GEORG SCHLEGEL.

„Nachhaltigkeit spielt auch in der Automatisierungstechnik eine immer wichtigere Rolle", stellte Moderator Timo Gimbel zu Anfang fest - nachhaltig verstanden im Sinne von ressourcenschonend und „enkelgerecht". Wie dies konkret aussehen kann und welche Maßnahmen bereits umgesetzt wurden, erläuterten die vier Referenten. Neben Christoph Schlegel waren noch Reinholt Schlechter von Schneider Electric, Bernhard Dörstel von ABB und Jan Falb von Pilz auf dem virtuellen Podium.

Passt zur schwäbischen Mentalität
Nachhaltigkeit im Handeln ist eng verbunden mit Ressourceneinsparung und Effizienz – und daher für ein schwäbisches Unternehmen wie GEORG SCHLEGEL immer ein Thema. In den vergangenen Jahren wurden bereits etliche Maßnahmen umgesetzt, um die C02-Bilanz zu verbessern, so Christoph Schlegel: Auf dem Dach liefern Photovoltaikpanel Strom, die Heizung wird aus dem Nahwärmenetz einer Biogasanlage gespeist und im Neubau wurde ein Innovatives Heiz- und Kühlsystem durch Betonkerntemperierung umgesetzt.

Spannender Ansatz
Aber nicht nur beim Ressourcenverbrauch, sondern auch beim Ressourceneinsatz versucht SCHLEGEL Nachhaltigkeit zu leben und verfolgt dabei einen spannenden Ansatz, der vom Business Development initiiert wurde: weg vom Kunststoff auf Erdölbasis - hin zum Einsatz von Biokunststoff aus Maisstärke. Das Dürmentinger Unternehmen ist Partner im Projekt „TechPLAstic", das vom Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik (UMSICHT) organisiert und koordiniert wird. In engem Austausch mit Projektpartnern aus Industrie und der Wissenschaft ist die Entwicklung von Rezepturen für Biokunststoff aus Polymilchsäuren für reale Anwendungsfelder und die Entwicklung wirtschaftlicher Herstellungsprozesse das Ziel. SCHLEGEL kann dabei die Praxisexpertise der Industrie zu diesem Prozess beitragen.

Bisherigen Anforderungen entsprechen
Damit Biokunststoffe eine marktfähige, bezahlbare Alternative zu herkömmlichen Kunststoffen werden, müssen sie den industriellen Materialanforderungen. Kriterien sind hierbei etwa die Schlagzähigkeit/Kerbschlagzähigkeit, Wärmeformbeständigkeit, Stabilität der Materialien gegenüber UV-Strahlung oder der Flammschutz.

Denken in langen Zyklen
Die Arbeit der Projektgruppe TechPLAstic in den vergangenen drei Jahre hat bereits erhebliche Fortschritte gebracht. Erste Spritzguss-Tests mit dem Biokunststoff, bei denen Kontaktgeber-Gehäuse aus Polymilchsäure hergestellt wurden, waren „in schwäbischem Understatement gesprochen, gar nicht schlecht", so Schlegel – sprich: sehr ermutigend. Der Schlegel-Geschäftsführer konnte einen solchen Prototypen eines Kontaktgebers aus Maisstärke auch zeigen. „Der wäre funktionstüchtig, aber das Ziel ist natürlich die Serienreife mit bestehenden Maschinen und Werkzeugen", so Christoph Schlegel – und bis dahin ist noch ein Weg zu gehen.

Aber „als Familienunternehmen denken wir in langen Zyklen. Es ist nicht der kurzfristige Gewinn, der uns antreibt", so Christoph Schlegel – auch ein Aspekt von Nachhaltigkeit. Genauso wie Langlebigkeit von zeitlos designten Produkten: „Das ist ein Kontrapunkt zur Wegwerfgesellschaft."

Verstärkt eingefordert
Einsatz von erneuerbaren Energien, umsteigen auf E-Fahrzeuge bei der Dienstflotte, Ertüchtigung der Gebäudeinfrastruktur, um Energie zu sparen, Reduzierung von unnötigen Transportkosten – diese Ansätze werden von allen Podiumsteilnehmern verfolgt. Doch im Umfang ihrer Konzeptionen unterschieden sich die beiden mittelständischen Vertreter auf der Online-Bühne von den beiden Vertretern der Global Player-Unternehmen, die weltweite Strategien ausarbeiten und bereits Termine gesetzt haben, wann sie klimaneutral sein wollen. Einig waren sich indes alle Referenten, dass Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung immer wichtiger wird und auch von Kunden und Mitarbeitern verstärkt eingefordert wird.

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