Unterstützung für die Ersthelfer der Seele

Das Dürmentinger Unternehmen Georg Schlegel hat 1000 Euro an die Notfallseelsorge des Landkreises Biberach gespendet. Nach dem Todesfall eines Mitarbeiters hat das Unternehmen selbst erfahren, wie wichtig dieser Dienst ist. „Das hat uns und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sehr geholfen", sagt Geschäftsführer Christoph Schlegel. Damals war unter anderen auch Diakon Hans-Jürgen Hirschle als Notfallseelsorger im Unternehmen, nun hat er die Spende entgegengenommen.

Bei Schlegel wurde damals entschieden, die Notfallseelsorge von Anfang an einzubinden, um die Belegschaft in dieser schwierigen Situation zu unterstützen: Als am frühen Morgen die Todesnachricht in den Abteilungen mitgeteilt werden musste, waren drei Notfallseelsorger vor Ort und haben Gespräche angeboten. Dieses Angebot wurde auch intensiv genutzt; viele Beschäftigten hatten das Bedürfnis zu reden, um die Todesnachricht zu verarbeiten. „Jeder trauert auf seine Weise", sagt Hans-Jürgen Hirschle aus seiner langjährigen Erfahrung, „und manch einer braucht eine intensive Begleitung".

Reden, trösten, da sein

Notfallseelsorge ist da, wenn die Seele „Erste Hilfe" braucht. Sie kommen nach plötzlichen Todesfällen ins Haus; sie überbringen mit der Polizei die Todesnachrichten nach Unfällen oder Suiziden. Und sie bleiben, wenn Polizei- oder Rettungsdienste gehen. Sie bieten Begleitung an, sie reden, trösten, helfen beim Regeln von Formalien, hören zu oder beten mit den Hinterbliebenen – je nachdem, was von den Menschen gewünscht wird und was ihnen guttut. Es sei wichtig, auf die Zwischentöne zu hören und flexibel auf die jeweilige Situation zu reagieren: „Wir stehen nicht im Mittelpunkt, wir hören zu", sagt Hirschle. Manchmal reiche es sogar aus, dass man einfach nur da sei. Aber: „Diese Stille auszuhalten, ist für uns oft das Schwierigste."

"Wer hilft den Lokführern?"

Seit 22 Jahren übernimmt Hans-Jürgen Hirschle diese belastende Aufgabe. Zwei Triebfedern sind dafür maßgeblich. Den ersten Anstoß erhielt er in seinem „ersten beruflichen Leben". Hirschle war viele Jahre bei der Bahn und hat oft genug Kollegen erlebt, die einen Suizid verarbeiten mussten. Schon damals hat er gedacht: „Wer hilft den Lokführern? Wer hilft den Zugbegleitern?" 1992 ist der inzwischen 66-Jährige zum Diakon geweiht worden. Diakonat heißt für ihn in erster Linie Dienst am Nächsten. Die Seelsorge in Notsituationen gehört für ihn absolut dazu.

Aufgabe im Ehrenamt

Damit ist er einer der Notfallseelsorger mit reichen Erfahrungen im Landkreis Biberach und zudem stellvertretender Leiter des Diensts im Kreis. 34 Frauen und Männer nehmen derzeit diese Aufgabe wahr. Wer Bereitschaft hat, wird für einen Einsatz von der Leitstelle angepiepst und erhält erste Informationen. Damit weiß die Notfallseelsorgerin oder der Notfallseelsorger schon in etwa, was auf ihn zukommt. Und doch: „Die Grundspannung bei der Anfahrt bleibt", sagt Hirschle – auch nach 22 Jahren.

Die Notfallseelsorger und –seelsorgerinnen im Kreis arbeiten im Ehrenamt. Alle Kosten wie Ausrüstungsgegenstände, Fortbildungen, Kurse und Supervisionen müssen durch Spenden gedeckt werden.

Extrem gut und wichtig

Die Firma Schlegel verbindet ihre Spende mit einem großen Dank: „Das war extrem gut und wichtig, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine Anlaufstelle für ihre Trauer und ihren Schock hatten", sagt Geschäftsführer Wolfgang Weber und dankte auch Schlegel-Mitarbeiter Gerhard Blank für die Vermittlung. Hirschle freute sich sehr über diese finanzielle Unterstützung, auch weil damit die „Anerkennung verbunden ist, dass die Notfallseelsorge ein wichtiger Dienst ist." Unbestritten.

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